Buchrezension: Vespasian. Der falsche Gott (Band 3) – Robert Fabbri

Hallo zusammen,

heute widmen wir uns wieder einmal der historischen Buchreihe von Robert Fabbri - im Speziellen dem dritten Band.

Zuallererst vorab: Dieser Band aus Robert Fabbris Vespasian-Reihe ist meiner Ansicht nach bisher der beste.
Das liegt vor allem daran, dass der Autor die „Karl-May-haften“ Abenteuerpassagen, die er in den ersten beiden Bänden sehr ausgewalzt hat, in diesem Band kürzer hält und dadurch mehr historisches Feeling aufkommt.

Das Buch lässt sich in die folgenden fünf Teile untergliedern:

1. Ausflug zur Oase Siwa

Das ist der schon angesprochene abenteuerhafte Teil des Buches. Wie passend, dass es dazu wie bei Karl-May "Durch die Wüste" geht, nämlich von der Mittelmeer-Küste zur Oase Siwa.
Hier will Vespasian einen als Sklaven verkauften römischen Kaufmann befreien, vor allem um dessen Konkubine für sich zu gewinnen. Letztendlich gelingt ihm das auch, was natürlich zu Reibereien mit seiner Geliebten Caenis führt.

2. Mordanschlag in Rom

Nach seinem Wüstenabenteuer kehrt Vespasian wieder nach Rom zurück und wird prompt in einen komplexen Mordanschlag verwickelt, was ihn dazu bringt, seine eigene Moralität in Frage zu stellen, umso mehr, als er das Mordopfer dafür bewundern muss, wie es als aufrechter Römer in den Tod geht. Interessant wie hier mit Fragen gespielt wird: Wieviel Verbrechen ist der Leser bereit, dem Protagonisten zuzugestehen? Ist Vespasian auf der "guten" Seite?

3. Machtübernahme Caligulas

Vespasians "alter Freund" Caligula übernimmt nach dem Ableben des Tiberius die Macht und sorgt gleich mal für allerhand Unterhaltung. Wer als Leser Problem damit hat, dass z.B. Inzest sehr saftig geschildert wird, sollte diesen Teil lieber überblättern.

4. Raubzug nach Alexandria

Vespasian raubt im Auftrag Caligulas den Brustpanzer Alexanders aus dessen Mausoleum in Alexandria. Dabei wird er in die Religionswirren (Griechen gegen Juden) der Stadt verwickelt.
Man bekommt hier einen Einblick in das entstehende Christentum. Sehr erfrischend ist dabei, dass der Apostel Paulus als krummbeiniger Unsympath und Fanatiker dargestellt wird. Ein interessanter Ansatz!

5. Brücke über die Bucht von Neapel

Vespasian kehrt mit dem erbeuteten Brustpanzer nach Rom zurück, wo er das neueste gigantomanische Projekt Caligulas begutachten darf: eine Schiffsbrücke über die Bucht von Neapolis. Natürlich geht das nicht ohne ein paar Wahnsinnstaten von Caligula ab.

Man sieht: Ein sehr abwechslungsreiches Buch. Viele Aspekte des römischen Lebens und der römischen Politik werden abgedeckt, obwohl man manchmal auch aufpassen muss, den Überblick über die Intrigen nicht zu verlieren.
Die überlieferten Verrücktheiten Caligulas werden in bunten Farben und sehr drastisch geschildert. Hier fragt man sich schon manchmal, ob die römischen Historiker aus politischen Gründen nicht übertrieben haben. Unterhaltsam ist es auf jeden Fall, wenn die Angst der Senatoren und die Enthemmtheit der römischen Massen geschildert werden.
Der Prolog des Buches, in dem der Prozess gegen Jesus in Jerusalem behandelt wird (Vespasians Bruder nimmt als Verwaltungsbeamter daran teil), ist ebenfalls sehr interessant, weil hier die römische Perspektive eingenommen wird.
Die Entwicklung der Persönlichkeit Vespasians wird leider - wie in den Vorgängerbänden auch schon - etwas stiefmütterlich behandelt. Hier hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht.

Insgesamt würde ich dem Band jedoch solide 4 von 5 Punkten geben. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil der Reihe!

-

"Vespasian. Der falsche Gott" steht seit dem 22. Januar 2019 in den Regalen. Um Euch den Weg ins Geschäft zu sparen, könnt Ihr aber auch einfach auf diesen Link klicken!


Info: 608 Seiten, rowohlt Verlag, 1. Auflage, Preis: 10,99€ (Taschenbuch)

Besonderen Dank an den rowohlt Verlag!

Bis zum nächsten Mal,
Melli

Kommentare


  1. "Hier fragt man sich schon manchmal, ob die römischen Historiker aus politischen Gründen nicht übertrieben haben."
    Es steht völlig außer Zweifel, dass die Autoren übertrieben haben. Sie schreiben im Auftrag derer, die Caligula gestürzt und ermordet haben. Das ist keine historische Schilderung, sondern Propaganda. Aber es ist aus der Perspektive eines Autors, der eine spannende Geschichte erzählen will verständlich, dass er das übernimmt.
    Die Schilderung des Paulus als einem Judenhasser, der die Pogromen in Alexandria quasi losgetreten hat, weil die "Juden unseren Herrn gekreuzigt haben" ist nicht, wie "Melli" schreibt "Ein interessanter Ansatz", sondern vollkommener Blödsinn. Wirklich immer wieder erstaunlich, wie Autoren gründlich recherchieren und historische Plausibilität anstreben, bis dann irgend etwas biblisch/ religiöses in den Blick kommt. Da kann man einfach schreiben, was einen so einfällt. Fabri gibt das bezüglich dieser Passagen auch im Nachwort zu.
    Hoffentlich geht das in den nächsten Bänden nicht so weiter.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen