Buchrezension: Vespasian. Das Blut des Bruders (Band 5) - Robert Fabbri

Hallo zusammen,

nach einer kleinen Pause, die einer größeren Abschlussarbeit im Rahmen meines Studiums geschuldet war, melde ich mich heute  passend zum Erscheinungstermin  mit der Rezension zum fünften Band der Vespasian-Reihe von Robert Fabbri zurück.

In diesem Band, der den Namen "Das Blut des Bruders" trägt, macht der Held da weiter, wo er im 4. Band aufgehört hat: Er nimmt an der Eroberung Britanniens teil. Als Legatus einer römischen Legion hat er dabei mit allerhand Unbill zu kämpfen. Insbesondere muss er seinen vom Feind entführten Bruder befreien, bevor dieser von äußerst unsympathisch dargestellten Druiden geopfert wird. Dabei läuft der Autor wieder zu gewohnter Form auf, wenn er sehr packend die Schlachten um zwei britannische Wallburgen schildert. Auch taktische und strategische Überlegungen sowie die Politik der römischen Invasoren werden gut herausgearbeitet. Und für Spannung sorgt allein schon die Unberechenbarkeit der Bewohner der britischen Inseln – eine Charaktereigenschaft, die sich anscheinend erhalten hat. 😉

Nachdem das Abenteuer Britannien glücklich überstanden ist, darf der Held wieder nach Rom zurückkehren, wo in der 2. Hälfte des Romans die Intrigen der römischen Politik rund um die Kaiserin Messalina in bunten Farben gemalt werden. Nach den klaren Strukturen des Militärdienstes muss sich Vespasian schnell wieder an das politische Minenfeld der Hauptstadt gewöhnen, wo die verschiedensten Parteien um Macht und Einfluss kämpfen und wo er im großen Spiel mitmischen und sich auch die Hände richtig schmutzig machen muss, um den Aufstieg seiner Familie zu bewirken. Hatte er in den ersten Bänden noch größere Skrupel, so legt er mittlerweile dabei einen beinahe schon routinierten Pragmatismus an den Tag. 

Die Verhältnisse der Regierung unter Kaiser Claudius werden sehr plastisch geschildert. So fand ich z.B. die Winkelzüge der drei Freigelassenen, die die Politik bestimmen, sehr schlüssig und amüsant dargestellt. Die Intrigen wirken auch nicht so überkonstruiert wie in manchen Vorgängerbänden. 

Angenehm fand ich insbesondere die Tatsache, dass der Protagonist nicht nur als strahlender Held beschrieben wird, sondern auch, wie er die nötige Skrupellosigkeit an den Tag legt, um im Haifischbecken Roms zu überleben. So schickt er z.B. seine Ehefrau – zwar mit Bedauern, aber letztlich doch eiskalt – ins Bett der Kaiserin, um diese auszuspionieren. Auch sein Umgang mit Sklaven ist nicht von übermäßiger Humanität, sondern von Kosten-Nutzen-Erwägungen geprägt, was der historischen Wahrheit sicherlich näherkommt, als so manche Weichzeichnung in anderen Romanen. Sehr amüsant fand ich auch, wie die Geschäftstüchtigkeit Vespasians dargestellt wird. Getreu seinem späteren Motto "Geld stinkt nicht" hat er eine große Freude daran, Bestechungsgelder abzuzweigen oder einen Sklavenhändler zu erpressen. Diese Ambivalenz des Charakters macht die Romanfigur Vespasian so interessant. Und obwohl man ja weiß, dass die Story insgesamt für ihn glücklich ausgehen muss, fiebert man doch mit ihm mit. 

Ein Aspekt des Romans, der mir nicht so gefiel, der aber insgesamt nur einen kleineren Teil ausmacht, ist die Beschreibung der britannischen Druiden. Diese werden mit geradezu überragenden übernatürlichen Fähigkeiten geschildert. So können sie sich z.B. in den Augen der Römer in Schafe oder Wölfe verwandeln oder ihre Gegner mittels Zauberkraft bewegungsunfähig machen. Ich habe mich schon etwas gewundert, dass in einer Romanreihe, die ansonsten die Sachlichkeit und den Pragmatismus der Römer so nett herausarbeitet, plötzlich eine solch magische Welt aufgemacht wird, die für die Handlung nicht mal nötig ist. Hier hätte es aus meiner Sicht gut getan, wenn der Autor etwas mehr auf dem Boden geblieben wäre. 

Ansonsten aber ein spannender und interessanter Roman der Reihe. Der Autor hat sich gut "eingeschwungen". Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

"Vespasian. Das Blut des Bruders" steht seit dem 18. Juni 2019 in den Regalen. Um Euch den Weg ins Geschäft zu sparen, könnt Ihr aber auch einfach auf diesen Link klicken!

Amazon: Vespasian. Das Blut des Bruders (Band 5) – Robert Fabbri

Info: 624 Seiten, rowohlt Verlag, 1. Auflage, Preis: 10,99€ (Taschenbuch)

Besonderen Dank an den rowohlt Verlag!

Bis zum nächsten Mal,
Melli ♥

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