Buchrezension: Vespasian. Roms verlorener Sohn (Band 6) - Robert Fabbri
Hallo zusammen,
heute geht es um die Fortsetzung der Vespasian-Reihe von Robert Fabbri. Im sechsten Band erreicht Fabbri jedoch nicht ganz das Niveau der beiden vorausgehenden Bände. Das liegt vor allem daran, dass sich die Handlung in einzelne Episoden aufteilt, diese aber kein schönes Ganzes ergeben. Der Autor erklärt in seinem Nachwort, dass über die historische Figur Vespasian für den geschilderten Zeitraum keine gesicherten Erkenntnisse vorliegen und er sich deshalb die Freiheit genommen hat, frei zu fabulieren. Heraus gekommen ist dabei eine für den Leser mehr oder weniger spannende Abenteuergeschichte, die natürlich etwas daran krankt, dass der Leser sich keine allzu großen Sorgen um den Helden machen muss. Schließlich muss er ja eines Tages römischer Kaiser werden.
Kurz zur Handlung: Vespasian wird - wie schon üblich - in die Intrigen am Kaiserhof hineingezogen. Hier ringen die Freigelassenen Pallas und Narcissus und Claudius' Frau Agrippina um die Macht. Schließlich muss Vespasian, um seine Stellung zu sichern, mit einem "Spezialauftrag" Richtung Armenien aufbrechen, wo er aber hintergangen wird und für längere Zeit im Kerker landet. Letztendlich gelingt ihm aber die Flucht und nach einer Begegnung mit dem parthischen Großkönig Vologaeses kehrt er wieder nach Rom zurück, wo er die Endphase von Claudius Herrschaft mit der Ermordung desselben und dessen leiblichen Sohnes Britannicus erlebt.
Also eine ganze Menge Karl-May und weniger Sueton!
Das ist etwas schade, weil für mich die stärksten Szenen der Reihe neben den Beschreibungen von militärischen Aktionen diejenigen sind, in denen die historischen Personen über ihre Rolle auf dem politischen Parkett reflektieren. Manchmal wirken allerdings die Intrigen etwas überkonstruiert.
Wohltuend ist wieder einmal, dass Vespasian nicht als strahlender Held dargestellt wird, sondern als geschickter Akteur auf dem gefährlichen politischen Spielfeld, der seine eigene Rolle auch kritisch hinterfragt, sich aber letztendlich bewusst dafür entscheidet, sich im Notfall auch die Hände schmutzig zu machen, um seine ehrgeizigen Ziele zu erreichen.
Sehr eindrücklich wird auch die Situation des Britannicus, des knapp 14-jährigen leiblichen Sohnes des Kaisers Claudius, geschildert. Diesem ist klar, dass ihn sein älterer Stiefbruder Nero ermorden wird, und er macht sich keine Illusionen über sein oder seines Vaters Schicksal.
Daneben gibt es auch so manche lustige Szene. Wie immer sorgt Magnus mit seinen flotten Sprüchen für Auflockerungen. Amüsant fand ich wieder einmal die Streitszenen Vespasians mit seiner Frau Flavia, die sich bitter über den Geiz ihres Ehemanns beklagt, der auch sonst dem Leser in manch lustiger Episode vor Augen geführt wird. Diesem historisch verbürgten Charakterzug Vespasians ("pecunia non olet") könnte der Autor für meinen Geschmack ruhig noch ein paar Zeilen mehr widmen.
Insgesamt aber ein "Übergangsband", der von Claudius' zu Neros Herrschaft überleitet und das Personal für die nächsten Bände bereitstellt. Diese versprechen aber dramaturgisch sehr interessant zu werden. Ich jedenfalls freue mich schon darauf zu erfahren, wie sich Vespasian durch die Gefahren dieses nicht gerade langweiligen Abschnitts der römischen Geschichte hindurchwindet, um dann für seinen Zugriff auf den Kaiserthron in einer guten Ausgangsposition zu sein.
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Info: 560 Seiten, rowohlt Verlag, 1. Auflage, Preis: 10,99€ (Taschenbuch)
Besonderen Dank an den rowohlt Verlag!
Bis zum nächsten Mal,
Melli ♥
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