Buchrezension: Vespasian. Das ewige Feuer (Band 8) - Robert Fabbri
Hallo zusammen,
wir nähern uns mit großen Schritten dem Ende der Vespasian-Reihe von Robert Fabbri und beschäftigen uns heute mit dem achten und somit vorletzten Band.
Dieser kommt meiner Meinung nach nicht an das Niveau des Vorgänger-Bandes heran (dieser zählte für mich definitiv zu den besten der Reihe - hier geht's zur Rezension).
Zwar kommt durchaus Spannung auf und man kann das Buch einfach so „weglesen“, aber die atmosphärische Dichte mancher Vorgängerbände wird nicht erreicht.
Wie schon gewohnt teilt sich das Buch in mehrere Teile, die relativ unabhängig voneinander sind, nämlich in die folgenden:
Teil 1:
Vespasian muss im Auftrag des Kaisers römische Sklaven aus einer nordafrikanischen Oase freikaufen. Das ist wieder einmal das von anderen Bänden schon bekannte „Abenteuer unter heißer Sonne“, das vom Autor vermutlich deswegen so gerne eingebaut wird, weil er dabei seiner Fantasie freien Lauf lassen kann. Ich nenne das immer den „Karl-May-Abschnitt“ des Bandes.
Eine so fremde Welt wie eine durch Sklaven bewirtschaftete Oase mitten in der Wüste wird dabei ganz interessant geschildert und auf dem Weg zurück von dort kommt für den Leser sicherlich auch eine gewisse Spannung auf, aber ich glaube, dass jemand, der einen historischen Roman über Vespasian liest, nicht so erpicht auf einen solchen Abschnitt ist. Für mich ist das einfach nicht so richtig „römisch“. Die ganze Erzählung könnte man sich genauso gut zu einer anderen Zeit und mit anderen Protagonisten vorstellen.
Teil 2:
Vespasian ist aus Afrika zurückgekehrt und befindet sich wieder in Rom. Hier wird er mit einem Kaiser Nero konfrontiert, dessen Herrschaft zunehmend außer Kontrolle gerät. Der Abschnitt gipfelt im Brand Roms, dessen Urheber hier Nero ist. Er schiebt diesen natürlich, wie von römischen Geschichtsschreibern festgehalten, den Christen in die Schuhe. Dadurch taucht auch der in früheren Bänden als rechter Unsympath dargestellte Paulus wieder in der Erzählung auf. Schade fand ich, dass der Autor nicht konsequent bei der früheren Charakterisierung des Paulus bleibt, weil diese der Geschichte immer eine interessante Perspektive gegeben hat. Fast versöhnlich wird das Ende von Paulus dargestellt. Man bekommt beinahe den Eindruck, als hätten Kirchenkreise den Autor eingebremst.
Teil 3:
Da Rom in Schutt und Asche liegt, verbringt Vespasian ein paar Monate auf seinem Landsitz. Hier muss er sich mit einer Räuberbande auseinandersetzen, dessen Anführer ein „alter Bekannter“ ist.
Dieser Konflikt findet ein sehr grausames und drastisches Ende – und zwar nicht nur auf Räuberseite. Kein Lesefutter für zartbesaitete Gemüter!
Hier eine Bemerkung am Rande: Für mich ist es sehr unglaubwürdig, dass ein römischer Heerführer, der, was Finten und Kriegslisten angeht, eigentlich mit allen Wassern gewaschen sein müsste, auf derart simple Ablenkungsmanöver hereinfällt.
Teil 4:
Vespasian ist wieder in Rom und wird mit einer Verschwörung gegen Nero konfrontiert. Er muss wieder einmal all seine politischen Künste aufbringen, um möglichst ungeschoren aus dieser Situation herauszukommen. Ganz ohne „Kollateralschaden“ geht es aber nicht ab.
Schade fand ich insgesamt, dass eine große Stärke des Autors, nämlich die Schilderung militärischer Aktionen, in diesem Band so gut wie nicht zum Tragen kam. Die lebensgefährliche Situation, in der sich die römische „High-Society“ Dank des unkontrollierten Nero befindet, wird zwar recht farbig und kurzweilig dargestellt, aber das kannte man schon aus Vorgänger-Bänden bzw. dem Geschichtsunterricht. Hier hätte ich mir gewünscht, dass mich der Autor – wie in früheren Bänden – mit einer etwas abweichenden Perspektive oder z.B. einer ungewöhnlichen Selbstreflektion des Protagonisten überrascht.
Insgesamt ist der Band sicherlich nicht langweilig, aber er liegt nach meiner Meinung nur im unteren Durchschnitt der gesamten Buchreihe. Ich bin mir allerdings sicher, dass im nächsten Band der Reihe der Autor seine Stärken wieder voll ausspielen kann, weil Vespasian in Judäa und auf dem Weg zum Thron noch genügend militärische Auseinandersetzungen zu bestehen hat.
Etwas überrascht bin ich, dass der nächste Band schon der letzte der Reihe sein soll, weil aus Sicht Vespasians geschichtlich doch wesentlich mehr geschieht als in den beiden Vorgängerbänden. Ich bin schon gespannt, wie der Krieg in Judäa und Vespasians Auseinandersetzung mit seinen Konkurrenten um den Thron in einem einzigen Band Platz finden werden und werde diesen angesichts der insgesamt sehr guten Qualität der Buchreihe sicherlich lesen.
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Vespasian. Das ewige Feuer (Band 8) – Robert Fabbri
Info: 512 Seiten, rowohlt Verlag, 1. Auflage, Preis: 12,00€ (Taschenbuch)
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