Buchrezension: Vespasian. Das zerrissene Reich (Band 7) - Robert Fabbri

Hallo zusammen,

seit der Umstellung auf Online-Studium habe ich eines festgestellt: ich lese fast ausschließlich in öffentlichen Verkehrsmitteln. Zuhause finde ich seltener die Zeit, mich mal einfach mit einem Buch hinzusetzen, weil es zahlreiche Alternativen gibt, die objektiv betrachtet "dringender" oder "wichtiger" scheinen.

Letzte Woche ist aber nun endlich Band 7 der Vespasian-Reihe von Robert Fabbri erschienen und beendete meine lange Lese-Durststrecke. Umso erfreuter war ich darüber, dass der vorliegende Roman sicherlich zu den stärksten Bänden der Reihe gehört.

Obwohl über den dargestellten Zeitabschnitt wenig aus Vespasians Leben bekannt ist, gelingt es Fabbri dennoch meisterhaft dessen Biografie in diese Zeit hineinzuweben. 

Der Band teilt sich in zwei große Abschnitte: 

Im ersten befindet sich Vespasian in Rom und wird wieder einmal in die Intrigen am kaiserlichen Hof hineingezogen. Nero versetzt die High Society Roms gerade in Angst und Schrecken ob seiner Unberechenbarkeit. Auch Vespasian ist kräftig am Rudern, um sich in dieser Zeit nicht zu exponieren und dennoch karrieremäßig nicht ins Hintertreffen zu geraten. Letztendlich wird er in die Ermordung von Neros Mutter Agrippina hineingezogen. 

Sehr eindringlich werden die Zustände am kaiserlichen Hof und in Rom geschildert. Das erzwungene Duckmäusertum der Senatoren und ihre peinlichen Lobhudeleien sind dabei die eine Seite der Medaille, während auf der anderen Seite im Hintergrund knallharte Politik betrieben wird. Die dabei greifenden Mechanismen und Motivationen werden wieder einmal sehr gut herausgearbeitet. Atmosphärisch dicht nennt man das wohl. Ich fühlte mich manchmal an Ranke Graves‘ Meisterwerk „Ich, Claudius, Kaiser und Gott“ erinnert. 

Im zweiten Abschnitt verschlägt es den Protagonisten zusammen mit seinem Freund und Sympathieträger Magnus, seinem Bruder Sabinus und seiner Geliebten Caenis nach Britannien, weil sie dort im Auftrag von Neros Mentor Seneca finanzielle Angelegenheiten im großen Stil regeln sollen. Sie treffen dort gerade „rechtzeitig“ ein, um Zeuge des historisch verbürgten Aufstands der Icener-Königin Boudicca zu werden. Hier kann der Autor eine weitere seiner Stärke in die Waagschale werfen, nämlich die plastische Schilderung militärischer Aktionen. Zwar wird nur eine einzige größere Schlacht beschrieben, aber wieder einmal in gewohnt großartiger Manier. Man wird förmlich in das Geschehen hineingezogen. 

Noch ein paar weiter Pluspunkte dieses Bandes: 

  • Mit seiner Geliebten Caenis, die Vespasian auf seiner Reise in die Provinz begleitet und die in Rom weiß, an welchen Fäden gezogen werden muss, hat die Reihe eine starke Frauenfigur, die einen netten Ausgleich zum sonstigen Testosteron-Überschuss darstellt.
  • Welche Dimensionen finanzielle Machenschaften bereits zur Römerzeit einnehmen konnten und wie groß die Auswirkungen auf den „kleinen Mann“ in der Provinz waren, wird anschaulich beschrieben. Man fühlt sich manchmal sehr an die Auswüchse der Börsenspekulationen unserer Zeit erinnert.
  • Für Hundeliebhaber: Magnus wird in diesem Band von zwei Kampfhunden begleitet, die letztendlich wichtig für die Handlung werden. Magnus‘ Umgang mit den Hunden sorgt für manches Schmunzeln, zumindest bei den etwas hartgesotteneren Lesern.

Fazit: Insgesamt ein richtiges Lesevergnügen für Geschichtsfans.


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Info: 528 Seiten, rowohlt Verlag, 1. Auflage, Preis: 12,00€ (Taschenbuch)

Besonderen Dank an den rowohlt Verlag!

Bis zum nächsten Mal,
Melli

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