Buchrezension: Vespasian. Das Tor zur Macht - Robert Fabbri


Hallo zusammen!

Nachdem ich nun in den Weihnachts-Urlaub starten konnte, hatte ich endlich Zeit, mich wieder meinen geliebten Büchern zu widmen. Heute soll es um den zweiten Band aus der Vespasian-Reihe von Robert Fabbri gehen. Meine Rezension zum ersten Band findet ihr hier.

Der neue Band besteht aus zwei Hauptteilen:
Der erste Teil dreht sich um die Ergreifung des Priesters Rhotekes, der schon aus dem ersten Band der Reihe bekannt ist und seine Überführung nach Rom.
Der zweite Teil spielt in Rom und Umgebung und beschäftigt sich mit dem Sturz des Prätorianerprafekten Seianus und den dazugehörigen politischen Ränkespielen.

Der erste Teil hat sehr viele abenteuerliche, actionlastige Elemente: Gefährliche Reisen, Gefechte, Belagerungen, Seeschlachten. Hat mich lustigerweise fast ein bisschen an Karl May erinnert.
Was mich etwas störte: Vespasian macht halt einfach alles richtig. Er hat keine größeren Probleme innerhalb kürzester Zeit heimlich in eine von Römern belagerte Rebellenfestung einzudringen. Ganz schön dämlich und leichtsinnig diese Geten! 
Der beste Abschnitt des ersten Teils: Eine kleinere Seeschlacht wird sehr anschaulich geschildert. Da ist man wirklich mitten in der Handlung drin. Da rudern die Galeerensklaven um ihr Leben, da zischen die Pfeile und werden Schiffe geentert wie in bester Hollywood-Manier. 

Der zweite Teil spielt in Rom und auf Capri, wo sich Kaiser Tiberius aufhält. Hier wird Vespasian wieder tief in die Intrigen am Kaiserhof hineingezogen. Dieses politische Spiel auf Leben und Tod wird inklusive aller Härten und Grausamkeiten geschildert. Die Mechanik der Macht wird einem sehr eindringlich vor Augen geführt. Die wichtige Rolle einer erfolgreichen Spionage und Gegenspionage, deren Anteil ja naturgemäß normalerweise im Dunkeln bleibt, wird auch schön herausgearbeitet. 

Etwas problematisch am zweiten Teil ist einfach, dass die Spannung für den historisch bewanderten Leser naturgemäß darunter leidet, weil das Ergebnis - der Sturz und die Hinrichtung von Seianus - bekannt sind, aber das lässt sich wohl nicht vermeiden, wenn die Protagonisten historische Persönlichkeiten sind. 

Gut finde ich, dass am Ende Seianus nicht als der große Bösewicht dargestellt wird, sondern als jemand, der in einem Machtspiel unterliegt, wo auf der Gegenseite auch keine Skrupel herrschen. 
Man fragt sich unwillkürlich: Wäre die römische Geschichte letztendlich vielleicht sogar weniger blutig verlaufen, wenn Seianus gesiegt hätte? 
Die stärkste Szene des Buches ist für mich, als Seianus kurz vor der gemeinsamen Hinrichtung mit seinem Sohn darüber reflektiert, dass er seinen Sturz letztendlich seiner mangelnden Skrupellosigkeit zu verdanken hat. 

Als Schwäche des Buches empfinde ich, dass die Psychologie der Figuren nicht so richtig herausgearbeitet wird. Warum ist Vespasian eigentlich so erpicht darauf "Karriere" zu machen? Was treibt ihn an? Die Hauptfigur bleibt komischerweise ziemlich blass. 
Mir fehlen auch etwas der Humor und die Selbstironie, für die Vespasian doch sehr bekannt war. Die derben Dialoge, die teilweise stattfinden, finde ich dagegen sehr amüsant und lebensnah. 

Fazit: Wer römische Action will, wird gut bedient. Das Blut spritzt schon recht häufig. 

Nachwort: 
Ich war mir aufgrund der genannten Schwächen noch nicht sicher, ob ich den 3. Band überhaupt lesen soll und habe deshalb schon mal hineingeschnuppert. Er handelt vom Jesus-Prozess (inklusive Pontius Pilatus), in den Vespasians Bruder verwickelt wird. Das hört sich wiederum interessant an. Der nächste Band erscheint am 22. Januar 2019 – noch habe ich also etwas Zeit, mich zu entscheiden…

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"Vespasian. Das Tor zur Macht" steht seit dem 20. November 2018 in den Regalen. Um Euch den Weg ins Geschäft zu sparen, könnt Ihr aber auch einfach auf diesen Link klicken!


Info: 544 Seiten, Rowohlt Verlag, 1. Auflage, Preis: 10,99€ (Taschenbuch) 

Besonderen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar!

Bis zum nächsten Mal,
Melli ♥


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